In allen Uhrwerken sind Teile in Bewegung. Dies sind z.B. die sich drehenden Räder, deren Wellenenden in gebohrten Messinglagern oder Rubinlagern stecken. Ebenso finden wir Teile z.B. des Aufzugsmechanismus oder der Kalenderschaltung, an denen zu gewissen Zeitpunkten gleitende Bewegungen (Reibungen) zweier Teile gegeneinander stattfinden.
Auch wenn die Oberflächen dieser gleitenden oder sich drehenden Teile glatt aussehen, finden sich auf der Oberfläche mikroskopisch kleine Rauhheiten, die ohne Schmierung die sich bewegenden Teile blockieren würden.
Das Schmiermittel (Öl oder Fett) legt sich in diese kleinen Unebenheiten der Werkstoffe und verhindert im Idealfall, dass sich die gleitenden Teile berühren. Das bedeutet, sie "schwimmen" auf dem Film des Schmiermittels, der sich in den Lagern oder Reibungsflächen bildet.
Im Idealfall.....aber in der Technik ist nichts wirklich ideal, daher findet in den Lagern durchaus Abrieb an den bewegten Teilen statt. Kleinste Metallspäne lösen sich aus den Werkstoffen und bilden zusammen mit dem Öl eine Art "Schmirgelpaste", die den weiteren Abrieb in den Lagern beschleunigt.
Im Gegensatz zu in gekapselten Ölbädern laufenden Getrieben (wie z.B im PKW-Getriebe mit großem Ölinhalt), stehen im Uhrwerk nur geringste Ölmengen zur Verfügung um den Abrieb zu binden. Zudem wird das Öl durch Alterung und Umwelteinflüsse mit der Zeit dicker, oder verdunstet sogar weitgehend.
Es dürfte klar sein, dass "nachölen", also Aufbringen frischen Öls nur kurzzeitige Besserung bringt. Das verdickte alte Öl wird zwar vorübergehend wieder etwas verdünnt, jedoch bleiben die Abriebteilchen im Lager weiterhin zurück und verrichten erneut ihren zerstörerischen Dienst.
Der einzig materialschonende und -erhaltende Weg ist, das Uhrwerk zu zerlegen, das alte Schmiermittel mitsamt den Abriebpartikeln auszuwaschen und frisches Öl aufzubringen.
Dank moderner Schmiermittel ist dieser Vorgang bei weitem nicht mehr so oft vonnöten, wie noch vor 50 Jahren. Ein realistischer Rhythmus wäre ca. 5-6 Jahre bei Armbanduhren und 8-10 Jahre bei Großuhren. Doch auch hier gilt, es hängt von vielen Faktoren ab, wie lange die Schmiermittel halten. Am besten ist eine gelegentliche Kontrolle, und ein ehrlicher Uhrmacher wird Ihnen keine Überholung aufschwatzen, die nicht nötig ist.